Vorheriger Newsletter: Kochen, Planen und Fühlen in Zeiten der Krise
Nächster Newsletter: Frohe Ostern und Euch ein paar entspannte Tage
Man gewöhnt sich einfach nicht daran: Krise ist Krise
Liebe Foodies und andere Lesenden,
der eine oder die andere schreibt schon seit über einer Woche online davon, erfolgreich für sich Routinen entwickelt zu haben in und aufgrund (und trotz) der aktuellen Krise. Das ist ein bisschen verfrüht. Also nicht der Versuch, Routinen zu entwickeln. Sondern die Annahme, dass man jetzt schon Routinen entwickeln kann, die auf der Langstrecke tragen - und dann auch noch anderen als brauchbare Anregung dienen können. Das kommt erst noch.
Andere Sachen sind zuverlässig bereits absehbar. Ich gehe einfach mal davon aus, dass wir alle auch in Zukunft essen werden und habe daher wie jede Woche drei Rezepte für euch:
- 5-Minuten-Pancakes, die auch Kinder machen können
- Rosenkohl rockt - in der Pfanne geröstet
- Süßsaure Reisnudeln mit Kichererbsen
Die Tomaten wären stückig in der Sosse auch nett gewesen, aber wenn man sich auf so viele Ansprüche einstellen muss beim Kochen, dann nimmt man aussortierbare Pilze, lässt die Tomaten ganz und flucht insgeheim ein bisschen am alten Kindheitstrauma entlang:
»die armen Kinder in Afrika würden sich freuen, wenn sie das essen dürften« oder neuzeitlicher »wo wäre eigentlich das Problem, wenn einfach mal was gegessen wird, was auf den Tisch kommt - es soll doch ein Brot essen, wer das nicht mag«. Was ja auch inhaltlich richtig ist und was wir sonst auch machen - nur dass ich es dann zurzeit auch gleich ganz lassen kann mit dem Kochen.
Essen was man will, das ist Lebensqualität pur
Denn auch die anderen haben Ausgangsperre, sind unter Druck und wollen etwas essen, das ihnen voll und ganz behagt. Gemeinsam essen verbindet, gibt Struktur. Beides ist jetzt besonders wichtig.
Wir sprechen also jede Mahlzeit vorher kurz ab. Mal kocht er, dann kocht er und ab und zu kocht er und selten ich (das dann oft mit Hilfe von Pappkartons, die jemand anderes bringt). Es geht gerade nicht anders, dann ist das eben unser derzeitiger Flow. Das entwickelt sich auch wieder anders. Mal schauen wie es nächste Woche wird.
Ich freue mich gerade so, dass diese Mail kein Forum ist und mir jetzt keine Möchtegernvorzeigemama ins Gesicht springt, um unaufgefordert ihre BeratungsLösung für ein Problem zu präsentieren, das gar keins ist. Sondern ein Begleitumstand, mit dem wir vorübergehend prima klarkommen 😊
Das Spielfeld nicht den Nervensägen überlassen
Klüger wäre es übrigens von mir gewesen, statt »man» im Betreff zu schreiben »ICH gewöhne mich nicht an die Krise« und bei meiner Vermutung über die Dauerhaftigkeit von Anpassungsroutinen zu ergänzen, dass es sich NUR um meine persönliche Meinung und meine Einschätzung handelt. Wenn man nämlich auf Zehenspitzen diplomatisch eiertanzt und vorsichtig darauf achtet, keinem Keifling und keiner dumpfen Blöke eine Angriffsfläche zu bieten, dann ist das online tatsächlich viel nervenschonender.
Ich bin aber kein Fan davon, dass Frauen ihre Meinung mit einem NUR garnieren und in vorbeugende Rechtfertigung verfallen. Mein Lieblingstanz (zum Anschauen) ist ein Tango und keiner auf Eiern. In einer Welt, in der sich zunehmend die Stimmen immer mehr ähneln und einen Einheitsbrei von Info-Matsch an Eigenwerbung kommunizieren, möchte ich lieber mit einer kleineren Zahl Menschen und dafür frei Schnauze kommunizieren.
Ein paar Nerven hier und da ist mir das wert. Meine, die anderer Leute, egal.
Ihr seid gewarnt. 😊
Heute vor 20 Jahren ging mein erstes Foodblog online.
Am 4. April 2000 startete ich mit den kuechenzeilen und der passenden Domain, die ich dann irgendwann nach dem Feuer in unserem Haus verkaufen musste, weil wir das Geld brauchten. Bis heute, das hatte ich mir vorgenommen, sollte alles online gehen und heute wollten wir offiziell launchen.
Statt aber glückselig seit drei oder vier Wochen in jeder freien Minute am Foodblog zu schrauben, nun ja. Ihr wisst selbst, was dann passiert ist. Unsere Welt rutscht aus den Fugen und meine Tage folgen jetzt einem gnadenlosen Rhythmus mit hoher Auslastung. Für die ich selbstverständlich dankbar bin. Was sonst.
Ein Foodblog, das noch länger in der Beta online dümpelt ist ja kein Problem. Ich freue mich sehr darüber, dass Ihr schon mitlest und möchte euch bitten, diesen Newsletter auch zu teilen und anderen zu empfehlen.
Natürlich habe ich es immer noch nicht geschafft, mit dem Abbau meiner Halde von seltsamen Küchengeräten zu beginnen und wenigstens die Kartoffelschälmaschine für die versprochene Verlosung zu fotografieren. Dafür habe ich einen Reiskocher und eine Eismaschine übersprungshandlungsgekauft und der liebe Florian schickt mir obendrein aus Hamburg eine Nudelmaschine.
Ich weiß ja auch nicht. So etwas passiert (mir): Ein Gerät plane ich loszuwerden und drei rutschen stattdessen nach.
Mein Lacher der Woche: Übermüdet wie ich war, habe ich beim Braten von Bifteki das Ei weggelassen: Damit das Bio-Rinderhack vegan ist.
Es wird wirklich Zeit, noch weniger Fleisch zu essen als sowieso schon, da muss die restliche Familie dann mitziehen und gelegentliche fleischliche Gelüste in Restaurants befriedigen.
Rätsel um die Toilettenpapierknappheit gelöst oder wenigstens erklärt
Ab irgendeinem Punkt der öffentlichen Hysterie rund um das ausverkaufte Klopapier hat es mir keine Ruhe mehr gelassen. Ich ahnte, dass es deutlich mehr Gründe geben muss als nur die Hamsterkäufer.
Vor allem aber vermutete ich, dass wie so oft schon jemand Schlaues schneller war und mir die Recherche abgenommen hat: Eine der goldensten Erkenntnisse über die Online-Welt, ganz oft hat schon jemand an meinem Problem vorgearbeitet. Auch wenn es nur eine Frage ist und keine echte Anforderung.
What Everyone’s Getting Wrong About the Toilet Paper Shortage
Der Artikel erklärt, warum sich die Produktion der kostbaren Alltagshelfer nicht einfach höher schrauben lässt und weshalb es sehr wohl einen Unterschied macht, ob Leute zuhause aufs Klo gehen oder im Büro und an anderen Arbeitsplätzen. Ich würde jetzt nicht so weit gehen, das alles ungemein spannend zu finden. Aber »erhellend« trifft es ganz gut.
Wir lesen uns! Einen schönen Sonntag,
echt gute Laune und Gesundheit, herzliche Grüße
Melody (Carola Heine)
P.S.
In der zweiten Woche ist die kleine Insta-Challenge dann angelaufen und unter #montagsnudeln finden sich eure Bilder - das macht noch viel mehr Spaß, als ich gedacht hätte!
Nicht vergessen: Morgen gibt es wieder #montagsnudeln 😊
Letzte Woche haben wir außerdem mitgemacht bei der Challenge #Schubladengewürze und ich stellte dann am nächsten Tag fest, dass ich vergessen hatte: Für April hatte ich #lieblingswürze schon vorgeplant und prompt vergessen. So kann man sich selbst überraschen.
Vorheriger Newsletter: Kochen, Planen und Fühlen in Zeiten der Krise
Nächster Newsletter: Frohe Ostern und Euch ein paar entspannte Tage
Kommentare



Andrea
05.04.2020 um 12:58 Uhr
Liebe Carola,
in meinem 1-Personen Haushalt muss jemand morgens, mittags und abends Reis essen. Und nein, glücklicherweise nicht ich, sondern mein Hund.
So koche ich dann jeden 3. Tag Reis. Und denke immer und immer wieder darüber nach, mir so einen Reiskocher anzuschaffen. Nun die Frage an die Übersprungskäuferin: lohnt sich das wirklich? Und falls ja, kannst du mir deine empfehlen?
Ach ja und merci vielmals für die Erhellung des Klopapier-Hamster-Phänomens. Als jemand der immer 5 Pakete à 12 Packungen auf dem Speicher liegen hat (so wie ich auch 20 Kisten Sprudel im Keller habe) bin ich gut gerüstet und konnte anderen das Feld überlassen, aber ich fand die Erklärung wirklich sehr spannend.
Viel Erfolg beim Launch. Empfehlung bei den Backschwestern ist schon online.
Andrea
Antworten